Steuerberatertest aus Focus Money

[zaunkönig]

Hallo,

dazu möchte ich ein paar überlegenswerte Worte sagen:

Im Grundsatz fände ich es richtig gut, wenn die Fragen hier im Einzelnen diskutiert würden. Es gibt da einiges zu überlegen.

Allerdings ist die Fragestellung und die damit verbundene Beantwortung im Multiple-Choice-Verfahren mehr als fragwürdig. Alleine bei der ersten Frage käme ich zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen, jenachdem was ich alles in die Antwort interpretiere.
Und ähnlich schwammig sind auch die formulierten Fragestellungen der anderen Fragen.


Das was mich an dem "Test?" aber am meisten ärgert ist die Tatsache, dass hier versucht wird an Daten heranzukommen, die ansonsten bei direkter Fragestellung Niemand oder nur sehr wenige beantworten würden, und für die in den 80er Jahren eine Menge Leute auf die Barrikaden gegangen sind.

Hier werden gezielt Fragen gestellt, die lediglich anonymisiert gestellt werden dürften, jedoch nicht in Verbindung mit diesem Test.

Den Test insgesamt halte ich für sehr fragwürdig, somit auch die entsprechende Benotung und das vermeintliche "Gütesiegel".

Man stelle sich doch bitte die Frage, wer hier Initiator der ganzen Geschichte ist. Es ist nicht die Kammer und nicht der Verband, also nicht die Interessenvertreter des Berufsstandes. Sie sind nicht einmal im weitesten Sinne eingebunden.
Nein, Initiatoren sind der Verlag des Wirtschaftsmagazins??? Focus sowie der NWB-Verlag. Also Wirtschaftsunternehmen, die im wesentlichen ein Interesse haben, solche Daten zu bekommen und diese, auf indirekte Ansprache, verbunden mit dem Anreiz der persönlichen Ehre, auch bekommen.
Warum sie diese Daten haben wollen, dürfte wohl jedem klar sein. Spätestens dann, wenn die Werbepost in den nächsten Monaten neue Höchststände erreicht und man Angebote von gedruckter Literatur? bekommt, von der man im Zweifel noch nie was gelesen hat; und von Verlagen, von denen man noch nie was gehört hat.

Hintergrund sind also rein wirtschaftliche Interessen.

Meine Meinung hierzu ist, dass diejenigen gute Steuerberater sind, die sich nicht an diesem Test beteiligen. Denn sie haben es nicht nötig, ihre Kenntnisse und ihre Arbeit durch solch zweifelhafte Titel zur Schau zu tragen.
Jeder Berufsträger hat seine Qualifikation bereits unter Beweis stellen müssen und die Beraterprfung abgelegt. Und jeder Berufsträger, der in irgend einer Form selbständig auf dem breiten Markt der Steuerberatung tätig ist, stellt sich und sein Wissen auch tagtäglich erneut unter Beweis.

Was soll einem ein solcher Titel schon helfen?

Die Automobilbranche kürt auf vielfältige Art und Weise das "Auto des Jahres", die Sportverbände den "Sportler des Jahres" und nun soll es auch noch den "Steuerberater des Jahres" geben?

Sorry, noch so viele Titel lassen ein Kfz trotzdem überdurchschnittlich mit Defekten am Straßenrand liegen, lassen Sportler trotzdem in die Dopingkiste greifen und lassen Steuerberater in der täglichen Beratungspraxis kläglich scheitern.

Nicht auf diese Art!


Aber wie gesagt, den Fragenkatalog halte ich, als Gedächtnisüberprüfung, absolut disussionswürdig. Denn man neigt dazu in Sachverhalte oder vorgegebene Antworten sein persönliches Wissen hineinzuinterpretieren und Frage oder Antwort somit zu verfälschen. Das Schicksal des Homo Ratio.