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freie Mitarbeit
01.06.2008, 22:04
Beitrag: #1
freie Mitarbeit
Hallo,


ich interessiere mich grundsätzlich für die Tätigkeit als freier Mitarbeiter zur Übernahme von Jahresabschlüssen / Steuererklärungen von überlasteten Kollegen.

Wer hat hierzu Erfahrungen ?

Ich könnte mir vorstellen, dass ortsansässige Kollegen der freien Mitarbeit nicht offen gegenüberstehen (Angst vor Mandatsverlust).

Interessant könnte es wohl eher von weiter erntfernten StB sein ?!?

Wer hat eine Geschichte hierzu und wenn ja wie ist er dazu gekommen ?!?

Auf Anzeigen in den Kammernachrichten haben zwar einige geantwortet, diese sind aber meistens zurückgeschreckt als diese erfahren haben, dass ich selbst eine Kanzlei betreibe...
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02.06.2008, 07:18
Beitrag: #2
RE: freie Mitarbeit
Hallo,

Mandats-Fishing ist ein altbekanntes Problem bei Steuerberatern. Seltsamerweise bei Rechtsanwälten ist mir diese "Phobie" nicht untergekommen.

Wer ein gutes Verhältnis zum Mandanten hat, der braucht einen freien Mitarbeiter nicht zu fürchten. Und längst nicht jeder Mitarbeiter ist darauf aus seinem Kollegen die Mandate fortzunehmen.
Es bestehen da ja auch ein paar rechtliche Möglichkeiten die aktive Mandatsabwerbung zu verfolgen (auch wenn es den Mandanten nicht wiederbringt).

Einer meiner ehemaligen Vorgesetzten sagte völlig zu recht: "Reisende sollte man nicht aufhalten" und "Wenn der Mandant jetzt gegangen ist, dann hat er nur auf eine Gelegenheit gewartet, denn er wäre ohnehin bei nächstbester Möglichkeit gegangen".


Man sollte bei solchen Mandatsbeziehungen, die ja teilweise schon über Generationen bestehen, oder die doch über einen langen Zeitraum gewachsen sind, den Trägheitsfaktor und/oder den Zufriedenheitsfaktor des Mandanten nicht vergessen.
Beides Faktoren, die den Mandanten da lassen, wo er ist.

Vertraglich kann man das Risiko der Abwerbung mit dem freien Mitarbeiter ausschließen. Und wenn man sich vorab verständigt, dann hat man auch keine Probleme mit dem Auftritt des "Freien" vor dem Mandanten. Der sieht für den Mandanten aus, wie ein Angestellter. Und nichts anderes soll auch vermittelt werden.

Das Mandanten gehen, ist nicht zu vermeiden. Es gehen sogar Mandanten, weil ein Mitarbeiter den Arbeitsplatz wechselt. Das ist so.
Andererseits, wer mag von sich behaupten können, dass nicht im umgekehrten Fall so auch schon Mandate zu einem gekommen sind.

Wer auf den Wettbewerb vorbereitet ist und sich im stellt, der besteht im Wettbewerb - also auf dem Markt.


Ich habe in vielen Büros mit "Freien" zusammengearbeitet. Das Einzige was man ihnen gelegentlich vorwerfen konnte, war ein gewisses Desinteresse an der Auftragsarbeit. Wirkliche Mandatsabgänge hat es nur in einem einzigen, völlig spezifischen Fall gegeben. Da wollten die Mandanten lieber mit den Angestellten (die haben gezielt nach mir gefragt, sogar den Chef selbst) ihre Probleme bewältigen. Und so ist mit der "Freien" und den Mitarbeitern denn auch der Mandatsstamm geschrumpft.

Und ich sage mal aus meiner eigenen aktiven "Freienzeit" heraus, dass keine einzige Kanzlei behaupten könnte, mich nicht zu 110 Prozent im Namen der Kanzlei eingesetzt zu haben. Und mit der Zeit wusste jeder Mandant, dass ich kein Angestellter bin.
Man muss allerdings als "Freier" auch den Charakter haben ein Mandat abzulehnen, wenn der betreute Mandant diesen Wunsch äußert.

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Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch. -
George Bernard Shaw (1856-1950), Irischer Dramatiker und Satiriker
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02.06.2008, 08:30
Beitrag: #3
RE: freie Mitarbeit
Hallo Zaunkönig,


danke für die ausführlichen und interessanten Worte...

Da muss ich wohl den Kollegen mal Deine Ausführungen vorlegen, lach...

Bei Dir war es dann wohl immer so, dass die FM auch "an der Front" waren.

Bei meinem ersten Einsatz als FM war ich nur der Ersteller des JA / Steuererklärung. Der Kollege hatte etwas zu viel um die Ohren, wollte/konnte das dem Mandanten aber so nicht sagen.

Ich habe im Hintergrund sozusagen die Unterlagen erstellt.

Sowas fände ich hoch interessant, jedoch ist diese spezielle Kollge nicht mehr aktiv...

Vielen Dank schonmal...
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02.06.2008, 09:14
Beitrag: #4
RE: freie Mitarbeit
Hallo Piranha,

ich kenne beide Varianten: diejenige, wo der Kanzleiinhaber schmerzfrei ist und den Freelancer das gesamte Mandat abwickeln lässt und diejenige, wo der Kanzleiinhaber seinem Mandanten nie und nimmer offenlegen würde, dass ers sich bei der Erstellung des JA kollegialer Hilfe bedient hat.

Bei beiden gab es allerdings vorher eine entsprechende vertragliche Vereinbarung über die Modalitäten bei "feindlicher" und "freundlicher" Mandatsübernahme durch den Freelancer.

Wenn Mandanten wechseln wollen, dann tun sie das...

Was für mich positiv war, dass ich auf diese Weise schon mal Einblick in die Historie des Mandanten hatte und somit vor dem "StB-Tourismus" (= alle 3 Jahre ein neuer StB und somit für keinen StB wirklich lukrativ,) gefeit war.

Probiere es doch mal mit Initiativ-Schreiben an Kollegen im Umkreis?

Beste Grüße, die Catja

___________________________________________

Signatur? ... verliehen...
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02.06.2008, 09:22
Beitrag: #5
RE: freie Mitarbeit
Hallo,


diese regionalen Anschreiben habe ich versucht, aber irgendwie scheinen die hier etwas verbohrt zu sein. Mandantsverlustangst, kein Enblick in die interne Struktur, die vorhandenen Mandanten usw...

Man müsste an Kollegen, die weiter entfert ihren Sitz haben rankommen...
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