Hallo,
Zitat:Man sollte sich ein Netzwerk von (spezialisierten) Kollegen aufbauen, die man guten Gewissens weiterempfehlen kann. Die Vorteile einer Arbeitsteilung liegen auf der Hand (Zeitersparnis, Minimierung des Haftungsrisikos, Kontakt zu Kollegen, ...).
Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Jedoch krazt eine solche Vorgehensweise an so manchem Berater-Ego, warum auch immer.
Vor meinem Abflug in die USA habe ich in bzw mit Kanzleien gearbeitet, die eine Komplettlösung anbieten konnten. Das ist zwar insoweit ganz vorteilhaft, birgt aber das Risiko in Spezialfragen eigene Berater mit der Thematik zu beauftragen, die das Rechtsgebiet nicht sicher beherrschen.
Von anderen, vorherigen Kanzleien, kann ich unterschiedliches berichten. Da gibt es die Alleinwurschtler. Da kommt kein Kollege und kein Fremder an den Fall. Man hält vielleicht Kontakt mit einem Notar oder Rechtsanwalt, um die vertraglichen Dinge anbieten zu können, aber damit ist auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht.
In einem, etwas größeren Büro saßen zwei Berater in der Geschäftsleitung. Einer war zusätzlich vBP. Die holten sich immer wieder mal junge Rechtsanwälte in die Kanzlei, die zumindest die vertraglichen Alltagsdinge erledigen konnten. Aber gerade der vBP hatte sich ein kleines Netzwerk an Informationsberatern zugelegt, die er immer wieder mal in Anspruch nahm, bis hin zur Hinzuziehung im aktuellen Fall.
Geschadet hat dies nie, denn irgendwie zog man sich immer einmal gegenseitig zu einer Sache hinzu und konnte so auch Prüfvermerke gegenseitig vornehmen.
Persönlich habe ich mir immer die Fachkenntnisse anderer zum Nutzen gemacht. Man kann eine Menge wissen und verstehen, man kann in vielen Fachgebieten gute Arbeit leisten, aber man ist nicht in der Lage hier ein beständig hohes Niveau zu halten und man ist noch weniger in der Lage alle Fachgebiete sicher abzudecken.
Es ist angesichts des komplexen Steuerrechts aber auch der zunehmenden Qualifizierung anderer Rechtsgebiete (Sozialrecht, Personalrecht, Vertragsrecht, e-Commerce etc. etc.) unabdingbar sich ein solches Netzwerk aufzubauen. Es liegt nicht in jedermanns Charakter seine Aufgaben und seine Verantwortung zu teilen. Vielfach ist da auch eine gute Portion Unsicherheit, Scham und Arroganz ein Faktor die Dinge unbedingt alleine durchziehen zu wollen. Andererseits gibt es die Berater und Anwälte, die kommen alleine gar nicht klar.
Das Beispiel mit dem Hausarzt ist schon gar nicht so verkehrt. Auf dieser Basis kann man sehr gut zusammenarbeiten und so erreicht man auch ein Optimum für seinen Mandanten. Man muss denn nur den ersten Schritt tun.
Aus meiner Erfahrung in den USA/Canada kann ich nur dringend anraten, sich für die einzelnen Fachfragen ein gutes Netzwerk aufzubauen. Ich habe es oft erleben müssen, dass es später zu ganz fürchterlichen rechtlichen Auseinandersetzungen gekommen ist, weil die Kosten für einen Vertragsanwalt gespart wurden. Da werden nach Abschluss der Verträge die Jokerkarten gezogen und am Ende kann es passieren, dass man seine Firma los ist und nicht einen Cent dafür gesehen hat. Extremfall: ja, aber nicht ungewöhnlich (Gott sei Dank ist mir das nie passiert).